22. Oktober 2020

Ein Workcamp bei -25 Grad Celsius (Finnland)

Im Sommer 2019 hat Udit, der zu der Zeit in gerade an der Uni Tübingen studierte, an seinem ersten Workcamp in der Nähe von Stuttgart teilgenommen. Seitdem engagiert er sich ehrenamtlich mit IBG, entweder als Gruppenleitung in Workcamps in Deutschland, als Teilnehmer in Camps im Ausland oder auch als Teamer von virtuellen Camps. Anfang 2020 hat Udit sich dann einen langjährigen Traum erfüllt und an einem der nördlichsten und wohl kältesten Workcamps teilgenommen, die es gibt - ein Winter-Workcamp in Lappland:

"Der Besuch des Landes des Weihnachtsmannes bei Minusgraden war schon seit meiner Kindheit ein Traum für mich.

Letzten Januar hatte ich die Gelegenheit, meinen Traum zu erfüllen, als ich die Gelegenheit bekam, an einem Workcamp in Vasatokka, einem Jugendzentrum im nördlichsten Teil Finnlands (direkt am Nordpol), teilzunehmen. Ich wusste; ein Workcamp unter solchen Bedingungen zu machen, würde definitiv interessant und gleichzeitig körperlich anstrengend werden. Bei Temperaturen von bis zu -25 Grad Celsius und nur 4 Stunden Tageslicht (wir haben in den zwei Wochen keine Sonne gesehen) waren die klimatischen Bedingungen besonders ungünstig. Ich freute mich jedoch darauf, all dies zu erleben (sowohl die Höhen als auch die Tiefen) und beschloss daher, mitten im Winter ein Workcamp in Finnland zu machen.

Während das Klima in Lappland extrem kalt sein mag, sind die Menschen im Herzen definitiv sehr warm.

Es ist wahr, dass Finnland als ein sehr stilles Land gilt (nun, die Dunkelheit und das kalte Wetter machen viele Dinge extrem verlassen und still), aber wenn man jemanden sieht, bemerkt man immer ein Lächeln auf dem Gesicht. Nach meiner Erfahrung sind die Menschen aus Lappland sehr freundlich und offen und versuchen, trotz des kalten Wetters Kontakte zu knüpfen und ihr Leben zu genießen. Das Essen ist definitiv reich an Kartoffeln und Fleisch (wir haben auch Rentierfleisch gegessen) und es gibt einige sehr unterschiedliche Brotsorten (härter und knuspriger). Außerdem lieben die Finnen ihre Saunen (und können manchmal ein bisschen verrückt werden, wenn sie nach einer Sauna im Schnee rollen). Alles in allem möchte ich die lappländische Kultur auf jeden Fall noch mal erleben.

Meine Lieblingserinnerung...

Während das gesamte Workcamp und all seine Aktivitäten für mich unvergesslich waren (vom Skifahren über das Schlittenfahren im Schnee bis zum alpinen Camping), müssen ein Highlight definitiv die Nordlichter sein (ja, dafür waren alle Freiwilligen im Workcamp gekommen). Fast 10 Tage waren vergangen und wir sahen kein Zeichen von Nordlichtern. Enttäuscht dachten wir, wir müssten ohne einen einzigen Blick auf Nordlichter zurück. Doch dann in der Nacht vor unserer Abreise haben wir sie entdeckt - und das auch in voller Kraft! Sie tanzten nur so über den Himmel. Es schien wirklich magisch und 10 Monate später ist diese Erinnerung immer noch in meinem Kopf eingebrannt. Es war nicht nur eine 10-minütige "natürliche Lichtshow", sondern ein volles 2-Stunden-Phänomen, das einfach unglaublich anzuschauen war.

Es gibt zwei Dinge, die ich im Workcamp über mich gelernt habe.

Zuallererst habe ich mein physisches Selbst wirklich herausgefordert und habe gelernt mit der extremen Kälte umzugehen (und ich bin nicht nur damit umgegangen, sondern habe auch mit voller Kraft in der Kälte gearbeitet). Zweitens wurde mir klar, dass es mich nicht glücklich macht, 24 Stunden vor dem Computer zu sitzen (unabhängig davon, wie wichtig die Arbeit ist). Ich erinnere mich, dass ich zu dieser Zeit meine Masterarbeit geschrieben habe, und eine zweiwöchige Pause davon, in der Natur zu sein, mit so wunderbaren Menschen zusammen zu sein, das hat mir definitiv klar gemacht, dass alles was man braucht, manchmal eine CHILL PILL ist."

(Udit, Freiwilliger und Gruppenleiter)

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