07. Oktober 2020

Center for All Summer Camp (Tschechien)

Svenja war im August für zwei Wochen in dem kleinen Dorf in Jizbice in Tschechien. Dort befindet sich das 'Center for All', ein Zentrum, das in einer rekonstruierten Scheune mit großem Garten Freizeitaktivitäten und Sommercamps für Kinder und Jugendliche organisiert. Aufgabe der Freiwilligen des Workcamps war es, das 'Center for All' bei der Vorbereitung und Durchführung eines Integrationscamps für Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren zu unterstützen. In diesem Camp kamen Kinder mit verschiedenen Behinderungen und Kinder ohne Behinderungen zusammen. Das Ziel des Camps war es ganz einfach, dass alle Kinder das Camp genießen, sich treffen und lernen, zusammen arbeiten und spielen. Welche Erfahrungen Svenja im 'Center for All' gemacht hat, erzählt sie hier:

"Ich habe bereits an verschiedenen Workcamps teilgenommen. Bei diesem Camp in Tschechien interessierte mich besonders das Arbeitsprojekt. Die Arbeit war sehr frei und uns wurde weitestgehend überlassen wie wir jeweils mit den Kindern umgingen. Das war positiv, um Erfahrungen zu sammeln im Umgang mit Kindern mit Behinderung, aber es hätte manchmal auch nicht geschadet, genauere Informationen oder Handlungsanweisungen zu haben, um Fehler zu vermeiden.

Eine andere Sprache ist nicht immer ein Hindernis für eine gemeinsame Verbindung.

Zelte auf dem Campingplatz des Center for All

Schwierig schien mir oft vor allem die Sprachbarriere zwischen den internationalen Freiwilligen und der lokaler Gemeinschaft im 'Center for All'. Teilweise waren die unterschiedlichen Sprachen dann aber doch gar nicht mehr so wichtig: Ein Kind mit Down Syndrom war abends sehr schwer zur Ruhe zu bringen. Sie hatte Angst vor Geistern und weinte fürchterlich. Durch Regen, Wind und Dunkelheit wirkte die Scheune nachts tatsächlich etwas bedrohlich. Wie beruhigt man ein Kind, das nicht deine Sprache spricht? Eben genau so, wie wenn du seine Sprache sprichst. Eine andere internationale Frewillige und ich haben sie ins Bett gekuschelt und ihr ein Buch vorgelesen. Auf Tschechisch. Ohne eine Ahnung was wir da lesen. Und die Geister waren vergessen! Obwohl niemand von uns die Geschichte des Buches verstand, konnten wir uns alle vor Lachen nicht halten. Das Mädchen, weil wir die Wörter alles andere als Tschechisch aussprachen und wir, weil sie so herzlich und mitreißend lachte. Außerdem kamen wir uns auch ziemlich albern vor beim Versuch diese irgendwie willkürlich aneinander gereihten Buchstaben wie ein zusammenhängendes Wort auszusprechen.

Gemeinsam feiern und sich gemeinsam freuen.

Am Ende des Camps gab es ein großes Jubiläumsfest zum 15-jährigen Bestehen des 'Center for All'. Es wurden alle, auch mittlerweile erwachsene ehemalige Sommercampteilnehmende, und wir Workcampfreiwillige eingeladen. Zu Beginn organisierte Martina, die Eigentümerin des Geländes, eine Pole Dance Show, da sie Trainerin dieser Sportart ist. Fünfjährige und Erwachsene zeigten hier wie dehnbar, kräftig und mühelos sie an der Stange tanzen konnten. Sie flogen fast. Ich war begeistert von der Kunst, die uns präsentiert wurde. Im gleichen Moment wurde mir klar, dass um mich herum sehr viele Rollstuhlfahrer*innen im Publikum saßen. Vorsichtig schaute ich mich um. Ich vermutete, in traurige Gesichter zu schauen, da diese Art von Bewegung jemandem im Rollstuhl nie möglich sein wird. Stattdessen schaute ich in sehr glücklich, anerkennende und mitgerissen Gesichter, genauso wie die aller anderen Zuschauenden. Hier fühlte sich niemand benachteiligt durch das Können der Anderen.

Was ich im Workcamp gelernt habe

Ich habe gelernt Grenzen zu ziehen, beharrlich zu bleiben, Nein zu sagen und Rückschläge zu reflektieren. Was mich am meisten an diesem Workcamp beeindruckt hat? Die Inklusion, die gelebt wurde! Ich habe eine große zusammengehörende Familie kennen gelernt, die hier über die Jahre hinweg entstanden ist."

Svenja (IBG-Freiwillige)

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