Was du im Workcamp auf jeden Fall erwarten kannst: Das Unerwartete. Mirjam hat sich im Sommer 2020 für ein Umweltschutz-Camp in Tschechien angemeldet, da sie sich auch beruflich stark für dieses Thema interessiert. Wie vieles in diesem ungewöhnlichen Jahr kam dann doch alles ein wenig anders. Mirjam machte trotzdem das Beste aus der Erfahrung. Was sie als Freiwillige in einem "grünen Dorf" erlebt hat, beschreibt sie hier für euch:
"Da ich mich beruflich in Richtung Umwelt- und Naturschutz umorientieren möchte, habe ich mich gefreut, als ich ganz spontan die Beschreibung eines Projekts in Tschechien in einem abgelegenen Umweltbildungszentrum fand.
Das Workcamp sollte in einer ehemaligen sehr alten Unterkunft für Schäfer, die umgestaltet worden war, stattfinden. Auch, dass unser Arbeitsplatz relativ abgelegen und inmitten der wilden Natur der weißen Karpaten an der Grenze zur Slowakei lag reizte mich und ich freute mich darauf, mich dort bei der Arbeit in der Natur entspannen und Neues über Themen wie Permakultur und die heimischen Pflanzenarten bei der lokalen biologischen Teeproduktion zu lernen.
Es kam dann allerdings doch ganz anders. Der Projekt- und Unterkunftsort wurde sehr kurzfristig geändert und damit auch der Inhalt unserer Arbeit.
Vom Naturschutz wandelte sich dieser eher zu günstiger Community-Mitarbeit im Dorf. Dabei arbeiteten wir zwar außen in der Natur (v.a. Heu machen und Tee in einer kleinen Fabrikhalle produzieren), aber der Lerneffekt über Umweltthemen blieb doch realtiv gering. Glücklicherweise besuchten wir an drei Tagen das eigentlich vorgesehene Projekt und konnten so ein paar neue Einblicke in das vorgesehene Thema Umweltbildung erhalten. Für mich richtete sich der Schwerpunkt unseres Projekts dadurch eher auf die anderen Teilnehmenden und die entstehende Gruppendynamik, was auch sehr bereichernd war.
Da auch das Dorf, in dem wir nun lebten, sich in ein "grünes" Dorf mit Schwerpunkt Naturschutz, Nachhaltigkeit und Erhaltung der für diese Region typischen Obstbäume überall entlang der Gemeindeflächen verwandeln wollte, hatte man dort ein sehr modernes Umweltzentrum errichtet.
An einem Abend besuchte uns eine Kunsttherapeutin, die dort normalerweise Schulklassen haptisch begreifbar macht, was man aus der Natur gewinnen kann und warum sie schützenswert ist. An diesem Abend hatte dann also auch unsere Gruppe Spaß am Malen mit verschiedenfarbigen Erden. Wir panschten mit Wasser und rötlichem, gelben, schwarzen Schlamm und versuchten dabei irgendwie kreativ auszusehen. Dieses Projekt, bei dem in gemeinsamer Zusammenarbeit mit Österreich und Slowakei zum Schutz der unterschiedlichen Böden Farben aus diesen hergestellt wurden, hat mich sehr beeindruckt.
Obwohl alle Personen unserer Gruppe ihren aktuellen Wohnsitz in einem europäischen Land hatten, lag der erste Heimatort vieler außerhalb Europas.
So waren in unserer Gruppe Menschen aus 4 unterschiedlichen Kontinenten vertreten. Es hat mich sehr gefreut, gerade in Zeiten von Corona so in Form von Gesprächen in andere Länder zu reisen. Über Tschechien und auch die Slowakei habe ich gelernt, dass es viele kulturelle und sprachliche Gemeinsamkeiten mit Deutschland gibt und die Deutschen offensichtlich nicht die einzigen Wanderfreaks sind.
Ich habe im Projekt sehr schnell einige Personen getroffen, die mich mit ihrer Lebensweise, ihrem Umgang mit anderen Menschen und insbesondere mit der Natur sehr fasziniert haben.
Es tat gut, von Menschen umgeben zu sein, denen ich mich sehr ähnlich fühlte. Obwohl wir uns erst sehr kurz kannten war ich sofort auf sehr natürliche, einfache Weise als wichtiger Teil der Gruppe anerkannt und respektiert. Es hat mich überrascht, dass das so schnell möglich sein kann und wie viel Kraft dieses Gefühl in die Gruppe und einen selbst bringt. Seitdem gehe ich mit mehr Selbstvertrauen in neue Gruppen."
(Mirjam, Freiwillige)
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