21. August 2024

Sommer am Ende der Welt - Camp Kulloq (Grönland)

Dass Workcamps oft in kleineren Dörfern stattfinden, ist für die meisten Workcamp-Freiwilligen keine große Neuigkeit. Aber ein Camp in einem kleinen Dorf "am Ende der Welt"...? Tobias hat sich dieses Jahr eins der außergewöhnlicheren Camps aus unserem Programm herausgesucht und Ende Juli zwei Wochen in Grönland verbracht.

Grönland - offiziell die größte Insel der Welt, die kein Kontinent ist. Grönland hat eine eigene lokale Verwaltung, ist aber auch Teil des Königreichs Dänemark.  Die etwa 56.000 Einwohner:innen leben hauptsächlich in den 20 % des Landes, die nicht von Eis und Schnee bedeckt sind. Aufgrund des arktischen Klimas leben die Menschen hier hauptsächlich in Siedlungen und Städten an der Küste. Historisch gesehen waren Fischerei und Jagd aufgrund der kurzen Sommer der Schlüssel zum Überleben.

Gemeinsam mit der Organisation 'Association of Greenlandic Children' organisieren unsere Kolleg:innen von MS Denmark hier jeden Sommer ein Workcamp, in dem internationale Freiwillige ein Sommercamp in Kullorsuaq bei Aktivitäten rund um Musik, Tanz, Gesang, Spiele, Sport und Ausflügen unterstützen.

Wie das Camp in Grönland war, hat Tobias hier für euch aufgeschrieben:

"Die Anreise – Grönland von oben

Das Dorf Kullorsuaq liegt weit abgelegen in Nordgrönland. Der Weg dorthin ist somit eine Herausforderung, sodass die Anreise der Volunteers ab Kopenhagen gemeinsam erfolgte und durch die lokale Partnerorganisation organisiert war.

Am Montagmorgen, pünktlich um 6:00, ging die Reise von unserem Hostel in Kopenhagen los und sie endete – mit zwei Tagen Verspätung - am Donnerstagnachmittag in Kullorsuaq. Die Anreise war ein kleines Abenteuer für sich und beinhaltete viel Warten an diversen Flughäfen, die kleiner und kleiner wurden je nördlicher wir kamen und zum Schluss, in Kullorsuaq nur aus einer Schotterfläche mit gelbem „H“ bestand. Zwei ungeplante Übernachtungen in einem angenehmen Hotel und einer noteingerichteten Sporthalle wurden auch Teil der Anreise.

Auf der Reise war jeder Blick durch das Flugzeugfenster atemberaubend. Im Südosten Grönlands blickten wir auf die unendlich weite und wunderbar grüne Tundralandschaft, die immer wieder durch strahlend blaue Seen unterbrochen wurde. Und weiter nördlich sahen wir zum ersten Mal riesige, strahlend weiße Eisberge, einen Eisfjord und die polare Eiskappe.

Glücklicherweise konnten wir auch unverhoffte Ausflüge machen: Eine kleine Wanderung in der Tundra im Südosten Grönlands oder einen Trip zur polaren Eiskappe. Die Landschaft ist wunderschön, die Farben auf eine bestimmte Art besonders: Das Blau ist tiefblau, das Grün tiefgesättigt und das Weiß strahlend. Unvergesslich bleibt der Blick in das unendlich weite Weiß der polaren Eiskappe oder der erste Blick auf ein Meer aus bzw. mit Eisbergen.

Groenland von oben Kullorsuaq

Bild 1: Blick aus dem Fenster

Bild 2: Ankunft in Kullorsuaq

Die Aufgaben – das Camp Kulloq

Insgesamt bestand das Team aus 7 (internationalen) Volunteers, ca. 15 (lokalen) Volunteers, die im Dorf beheimatet waren und zudem aus zwei Campleadern aus Grönland. Als Gruppe organisierten wir in der Schule täglich von 12-17 Uhr ein Summer-Camp mit Aktivitäten aller Art: Spiele, Sport, Singen, Tanzen, Basteln und Malen.

Als Volunteer hatte man alle Freiheiten seine Ideen miteinzubringen und umzusetzen. Meine Vorliebe für Sport alle Art konnte ich am besten in der Sporthalle umsetzten: Wir spielten Handball, Volleyball, Badminton, Fangen, und v.a. Fußball – die Lieblingssportart der Grönländer und Kinder vor Ort. Meistens konnte ich die Spiele durch „vormachen“ und auf Englisch erklären. Zudem war immer ein lokaler Volunteer an meiner Seite der auf Grönländisch übersetzte.

Besonders beeindruckend war für mich, dass jeder auf jeden Rücksicht genommen hat. Alle spielten zusammen Fußball, der 7-jährige mit dem 17-jährigen, und oft haben auch die Eltern mitgespielt. Einen Schiedsrichter o.ä. brauchten wir nicht und bei jedem Tor wurde euphorisch in der Halle geklatscht.

Neben dem Camp organisierten wir an zwei Samstagen „Cultural Evenings“ in der Sporthalle für das gesamte Dorf, in dem jeder internationale Volunteer sein Land, anhand von Essen, Musik, Tanz, etc., vorstellte. Mein Beitrag war ein Poster, Süßigkeiten aus Deutschland und ein kleines Gitarrenkonzert.

Abseits des Camp Kulloq - Freizeit

Auch abseits des Camps lebten wir (internationalen) Volunteers in der Schule, kochten, aßen und schliefen dort. Die Freizeit verbrachten wir oft zusammen mit den lokalen Volunteers: Wir spielten abends Brettspiele oder Fußball, machten Wanderungen und am Wochenende eine längere Bootstour mit Grillabend auf einer kleineren Insel unweit des Dorfes.

Auch konnten wir Einblicke in die Jäger-/Fischerkultur vor Ort bekommen. Ein weiteres Highlight war ein Dorffest am Wochenende, bei welchem viel gesungen und getanzt wurde. Da nicht alle Tage internationaler Besuch im Dorf ist, wurde wir auf der Bühne vor allen Dorfbewohner vorgestellt.

Bootstour in Groenland Wanderungen Groenland

Bild 3: Bootstour - warm anziehen auch im Juli

Bild 4: Wanderungen in Kullorsuaq

Zurück in Deutschland – Erfahrungen und Erinnerungen

Abgesehen von den einmaligen und atemberaubenden landschaftlichen Eindrücken, die einem das Gefühl geben als Mensch ganz klein zu sein, bin ich sehr dankbar, dass ich mit den Kinder in Kullorsuaq und den lokalen Volunteers so viel Zeit verbringen konnte.

Die Natur und die Abgelegenheit einer kleinen Dorfgemeinschaft sind ganz besondere Lebensumstände. Die Menschen kommunizieren viel über Mimik und Gestik. Gerade beim Sport hatte ich das Gefühl, dass der Leistungsgedanke nicht im Vordergrund stand und weniger Individualismus vorhanden war. Wir erlebten eine unglaubliche Gastfreundschaft und die Leute hatten ein unfassbares Interesse uns kennenzulernen. Die Menschen hatten eine unvorstellbare Lebensfreude und ich hatte das Gefühl, dass sie sehr gerne in ihrem kleinen Dorf am Ende der Welt leben."

Du möchtest mehr Geschichten aus Workcamps lesen? Hier findest du alle Erfahrungsberichte von unseren Freiwilligen.

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