Viola ist seit Herbst 2023 für ein halbes Jahr in Italien und engagiert sich als Freiwillige über das Europäische Solidaritätskorps bei unserer Partnerorganisation IBO Italia in Ferrara. Was sie bisher erlebt hat, beschreibt sie hier für euch:
"Ciao, come va? Mein Name ist Viola, ich bin 18 Jahre alt und habe mich nach meinem Abitur 2023 entschlossen einen sechsmonatigen Freiwilligendienst mit dem Europäischen Solidaritätskorps (ESK) in der italienischen Stadt Ferrara zu machen.
IBG ist meine Entsendeorganisation und IBO Italia hat mich aufgenommen. Jetzt neigt sich mein fünfter Monat hier dem Ende zu und es ist Zeit für einen kleinen Zwischenbericht:
Anfang Oktober bin ich in Ferrara angekommen. Es handelt sich um eine Stadt in der Region Emilia-Romagna mit mittelalterlichem Flair, das vor allem durch das große Schloss im Zentrum, die hohe Stadtmauer und die Kopfsteinpflaster zustande kommt. Praktisch ist, dass man fast alles mit dem Fahrrad erreichen kann und auch viele Ferraresen dieses Transportmittel wählen, weshalb Ferrara auch als „città delle biciclette” – „Fahrradstadt“ bekannt ist.
Die Freiwilligenorganisation IBO Italia, wo ich meinen Freiwilligendienst absolviere, hat ihren Hauptsitz hier, in einem großen, alten Haus, einer ehemaligen Schule, liebevoll „Casa IBO” genannt, wo nicht nur auf zwei Stockwerken die Büros der IBO-Mitarbeiter sind, sondern wo im Erdgeschoss auch die Freiwilligen aus dem Ausland leben, sodass auch ich dort untergekommen bin.
Ich wurde hier sehr herzlich aufgenommen. Unsere kleine Gemeinschaft aus Freiwilligen bestand erst aus einer Deutschen, einem Senegalesen und einer Italienerin, dann kam auch noch eine rumänische Freiwillige hinzu.
In diesem interkulturellen Ambiente habe ich nicht nur die Basics der Selbstständigkeit wie Putzen und Kochen gelernt, sondern auch wie interkulturelles Zusammenleben abläuft, welche Schwierigkeiten es dabei gibt und wie man aber aufeinander zugehen und Kompromisse und Lösungen miteinander finden kann.
Auch auf der Arbeit hat mich ein wunderbares Team aus ca. 20 Angestellten und Freiwilligen empfangen, ich habe sie alle mit der Zeit wirklich sehr ins Herz geschlossen.
In unserem Team treffen Jung und Alt, Italiener und der Rest der Welt zusammen, was eine besondere Arbeitsatmosphäre kreiert. Zudem gibt es bei IBO nicht nur internationale und in-country Freiwillige mit dem ESK, sondern auch mehrere junge Italiener, die einen „Servizio Civile”, eine Art Zivildienst für 12 Monate bei IBO machen, sodass ich das Glück habe in einem Arbeitsumfeld mit vielen jungen Leuten zu arbeiten.
Anzumerken ist, dass ich in Deutschland bilingual aufgewachsen bin, wodurch Italienisch ebenfalls meine Muttersprache ist. Dadurch habe ich es zwar leichter gehabt als viele andere ESK Freiwillige, da mir Sprache und Kultur nicht völlig fremd waren, doch auch ich merke, dass es meinem Italienisch gut tut in einem anderen, neuen Umfeld angewandt zu werden und ich so meinen Wortschatz, meine Grammatikfähigkeit und mein kulturelles Wissen erheblich erweitern konnte.
IBO Italia hat als Organisation sehr viele Projekte und Bereiche, in der sie tätig ist. Diese lassen sich grob in die Bereiche internationale Zusammenarbeit, Freiwilligendienste und lokale Aktionen in Ferrara und in Italien generell zusammenfassen.
Meine tägliche Haupttätigkeit ist Büroarbeit. Ich helfe bei der Organisation und Vorbereitung der Workcamps indem ich Emails verschicke, Excel-Tabellen anlege und auf Canva Präsentationen und Informationsmaterial erstelle. So lerne ich immer wieder etwas Neues über die Arbeitsweisen von IBO und die Welt der Freiwilligenorganisationen.
Ich bin froh, dass IBO meine erste wirkliche Arbeitserfahrung ist, denn das Arbeitskilma ist sehr entspannt und familiär, es gibt regelmäßige Espresso- oder Teepausen wo gequatscht und sich austauscht wird und die meisten bleiben in der Mittagspause, damit in der Küche zusammen gegessen werden kann.
Mit meiner rumänischen ESK-Kollegin zusammen leite ich auch alle zwei Wochen einen Englisch- Konversationskurs für Studenten und Schüler am lokalen Jugendinformationszentrum, was uns beiden sehr viel Spaß macht und wodurch wir auch außerhalb von IBO Kontakte geknüpft haben.
Generell war das Knüpfen von Kontakten in Ferrara durch die jungen Kollegen und die Tatsache, dass Ferrara eine Studentenstadt ist, nicht schwer.
Am Wochenende, aber auch jeden Mittwoch am „mercoledì universitario”, ist abends immer viel los, es gibt verschiedene kulturelle Veranstaltungen und für einen Aperitif ist auch immer jemand zu haben. Am Anfang war es ungewohnt für mich auf so viele Menschen in ihren Zwanzigern zu stoßen und meistens die jüngste zu sein, aber zum Glück spielt bei Freundschaft das Alter nur eine nebensächliche Rolle.
In Zusammenarbeit mit dem Informationszentrum habe ich auch einige Male vor Schulklassen von meinem Weg nach Italien mit dem ESK und meiner bisherigen Erfahrung berichtet, zuletzt bei einer Veranstaltung mit der Universität von Ferrara, wo ca. 260 Schüler anwesend waren. Die Gelegenheit vor so vielen Leuten über ein Thema, das mir am Herzen liegt, zu reden, hat mir wirklich Freunde bereitet und war eine tolle und aufregende Erfahrung.
Während der Weihnachtszeit sind vor allem zwei wichtige Dinge passiert:
Das erste ist das Projekt „un pacchetto per la solidarietà”, bei dem wir Freiwilligen am lokalen Toys-Center gegen eine Spende Geschenke eingepackt haben. Jetzt kann ich auf jeden Fall von mir behaupten auch die absurdesten Formen halbwegs elegant einpacken zu können.
Das zweite aufregende Ereignis im Dezember war das On-arrival- Training, bei dem ich und meine rumänische ESK-Kollegin die Möglichkeit hatten für fünf Tage nach Rom zu fahren und uns dort mit vielen anderen ESK-Freiwilligen aus ganz Europa zu treffen, die gerade ein Freiwilligenprojekt in Italien machen. So hatten wir die Möglichkeit uns mit den anderen Freiwilligen auszutauschen und über unsere Projekte zu reflektieren. Wir hatten dort wirklich eine tolle Zeit und haben uns alle gut verstanden. Diese Erfahrung hat mir nochmal gezeigt was es wirklich heißt ein EU-Bürger zu sein. Ein Highlight war auch der ESK-Pulli, den wir dort bekommen haben.
Abschließend kann ich sagen, dass ich meine Zeit bei IBO bisher sehr genossen und vieles über Italien, aber auch über mich selbst gelernt habe.
Nächste Woche (Ende Februar) geht es für mich mit IBO nach Brüssel, wo ich die Möglichkeit habe bei dem Projekt „Decolonise International Volunteering Services“, mitzumachen, worauf ich mich schon sehr freue und wo ich sicherlich viel lernen werde.
Im verbleibenden Monat nehme ich mir vor noch die großen Städte in der Nähe, Bologna und Venedig, zu besichtigen, wozu ich irgendwie im Trubel des Alltags noch nicht gekommen bin und einfach die restliche Zeit hier zu genießen. Ferrara soll im Frühling am schönsten sein und das merkt man schon jetzt, wo der winterlichen Nebel, der so typisch für die Region ist, endlich zu Seite weicht und Platz für die Sonne macht.
Ich hoffe dem Leser hat mein Bericht gefallen und er inspiriert ihn vielleicht auch dazu so eine solche Erfahrung zu wagen. Arrivederci! Viola"
Europäisches Solidaritätskorps
Wenn euch Violas Bericht inspiriert, selbst einmal ein paar Monate im Ausland zu verbringen, schaut euch doch einmal weitere Projekte unserer Partnerorganisationen an: Über das Europäische Solidaritätskorps (ESK) kannst du dich für Freiwilligenteams oder auch für längere Freiwilligeneinsätze im europäischen Ausland bewerben. Es gibt dabei eine strikte Altersgrenze von 18 bis 30 Jahren und es sind zusätzlich zur Anmeldung bei uns oder einer anderen Organisation noch einige Schritte vor und nach dem Projekt zu erledigen. Mehr Infos zum ESK findest du hier.