Anna und Melina haben diesen Sommer gemeinsam unser Workcamp in Kappel-Grafenhausen geleitet. Im dortigen Naturschutzprojekt 'Wilden-Weiden-Taubergießen' wird ein Waldweideprojekt in der Rheinebene zwischen Straßburg und Freiburg unterstützt: Hier weiden Rinder und Pferde das ganze Jahr über in rund 70 Hektar Wald und auf über 30 Hektar Weiden. Ziel dieser Beweidung ist es, das dynamische Nebeneinander unterschiedlicher Lebensräume zu ermöglichen.
Hier berichten euch Melina und Anna von ihren Erfahrungen als Campleitungen:
"Schon viele Wochen vor dem Workcamp haben wir mit unserem Projektpartner Bernd Kontakt aufgenommen. Per Email haben wir uns kurz vorgestellt und konnten noch ein paar organisatorische Fragen loswerden. Bernd hat dort den Verein 'Wilde Waldweiden Taubergießen' gegründet und ist seit vielen Jahren mit unerschöpflichem Engagement im Einsatz für den Naturschutz in diesem Gebiet.
Wir haben ihn das erste Mal einen Tag vor dem offiziellen Start des Workcamps direkt an der Grundschule, unserer Unterkunft, getroffen. Dort hat uns Bernd zusammen mit einer Frau von der Gemeinde die Schule gezeigt und am Ende den einen wichtigen Zentralschlüssel übergeben. Als wir dabei festgestellt hatten, dass noch einige Dinge wie Töpfe und Tassen in der Küche fehlten hat Bernd direkt alles von sich zu Hause mitgebracht inklusive einer kleinen Kaffeemaschine, zur großen Freude von Einigen. Sobald auch im Laufe des Camps irgendwas gefehlt hat war Bernd zur Stelle und hat alles mitgebracht und möglich gemacht.
Im Anschluss an die Schulbesichtigung am ersten Tag haben wir beiden Leiterinnen und Bernd noch den ersten Großeinkauf gemacht, wo uns Bernd tatkräftig beim Einkaufswägen schieben und dem Transport mit seinem Auto zur Schule geholfen hat. Zum Abschluss des erfolgreichen ersten Vorbereitungstages hat uns Bernd noch in ein sehr leckeres Restaurant zum Mittagessen eingeladen.
Als während des Camps seitens der Teilnehmenden Wünsche aufkamen, wie beispielsweise Wäsche waschen zu können, hat Bernd uns zu sich nach Hause eingeladen, wo seine Frau die gesamte Wäsche für uns gewaschen hat. Nicht zu vergessen ist, wie gerade angesprochen auch Bernds Frau, die im Hintergrund viel möglich gemacht hat und Bernd jeden Tag frische Tomaten für alle in der Mittagspause mitgegeben hat.
Am letzten Freitag haben wir ein großes Abschiedsessen organisiert und Bernd zusammen mit seiner Frau zu einem internationalen selbst gekochten drei Gänge Menü Abendessen eingeladen.
Dank der offenen und wertschätzenden Kommunikation über unsere Vorstellungen, Erwartungen und Bedürfnisse zwischen uns Leiterinnen und Bernd war unsere Zusammenarbeit während des gesamten Workcamps sehr gut und wir haben uns sehr wohl gefühlt.
Wir waren in der Grundschule Taubergießen untergebracht und haben dort in zwei Klassenzimmern auf Feldbetten geschlafen. Das war tatsächlich bequemer als anfangs befürchtet.
Da das Workcamp in den Sommerferien stattfand, waren eigentlich nur wir in der Schule, jedoch kam ab und zu mal die ein oder andere Lehrkraft vorbei und in der zweiten Woche war auch die Ferienbetreuung in einer anderen Ecke des Schulhauses aktiv. Sonderlich gestört hat aber nichts davon.
Die (Großraum-)Duschen waren etwas entfernt an der Rückseite der Sporthalle zu finden und vollkommen in Ordnung. Eine geräumige Küche und Esszimmer gab es in einem Nebengebäude. Bei der Ausstattung der Küche hat uns Bernd auch tatkräftig unterstützt und wir konnten famose Gerichte in den zwei Wochen zaubern.
Das einzige wirkliche Problem der zwei Wochen war die Tatsache, dass wir nur einen Generalschlüssel für alle (!) Gebäude, also das Schulhaus, die Sporthalle mit den Duschen, das Nebengebäude hatten und es dadurch einige Koordinierung in Anspruch nahm.
Das Thema Arbeit war Bernds Revier. Wir wussten im Vorfeld noch nicht welche konkreten Aufgaben auf uns zukommen.
Am Anfang hatte Bernd uns eine Liste gegeben mit einem groben Plan für die zwei Wochen. Da aber das Wetter entweder zu gut mit jeden Tag Sonne und 35 Grad war oder in der zweiten Woche auch mal ein paar Tage geregnet hat, hat Bernd den Plan je nach Wetter angepasst. Auch waren wir ständig im Austausch, wie es uns als Gruppe am besten gepasst hat mit aufstehen, der Arbeitslänge insgesamt und den Pausen. Bei den besonders heißen Tagen der ersten Woche haben wir uns gemeinsam dazu entschieden schon sehr früh anzufangen, sodass wir schon nach dem Mittagessen fertig waren und wir uns anschließend am See abkühlen konnten.
Unsere Aufgaben waren sehr vielfältig während den ganzen zwei Wochen. Wir haben kleine Boxen aus Holz gebaut als Nistmöglichkeit für die Haselmaus und riesige Holzboxen als Wurfhöhle für die Wildkatze. Die Nistkästen für die Haselmaus haben wir zusammen mit sogenannten Spurentunneln (zu Monitoring-Zwecken) im Gelände verteilt und an Sträuchern und Bäumen befestigt. Wir haben Zäune und Tore gebaut und viele Haselnusssträucher zurückgeschnitten, damit wieder lichtere Bedingungen für ein Kammmolchgewässer entstehen.
Bernd hat die Aufgaben sehr gut angeleitet und jeder wusste immer was zu tun ist. Insgesamt war das Arbeitspensum für alle sehr angenehm, wir haben meistens von etwa 9 Uhr bis 15Uhr gearbeitet mit einer langen Mittagspause. Manchmal wenn wir sehr schnell mit der Arbeit waren, waren wir dann auch schon früher fertig. Die Gruppe war durchgehend motiviert und es waren jeden Tag immer alle dabei. Auch das rechtzeitige aufstehen und gemeinsame Frühstück hat prima geklappt.
Alle haben von der Arbeit viel mitgenommen, angefangen beim Verstehen von Zusammenhängen in Ökosystemen, dem Kennenlernen neuer Tiere und Pflanzen bis hin zu handwerklichen Fähigkeiten. Wir sind nach den zwei Wochen zumindest alle Profis im Umgang mit Akkuschraubern geworden.
Auch unser Freizeitprogramm war ein voller Erfolg.
Da wir so gutes Wetter hatten waren wir zumindest in der ersten Woche eigentlich jeden Tag nach der Arbeit im Kappler Baggersee schwimmen. An einem Abend haben wir Leiterinnen einen Swing-Tanz-Workshop gegeben, woraus dann eine internationaler Tänze-Vorstellung wurde.
Am ersten Wochenende waren wir im Schwarzwald (Hinterzarten) wandern und uns anschließend im Mathisleweiher abkühlen. Am zweiten Wochenende sind wir zum feiern nach Freiburg gefahren, wo sich die Gruppe aufgeteilt hat in eine Hälfte, die im Hostel genächtigt hat und einen Teil, der wieder nach Kappel-Grafenhausen gefahren ist. Am nächsten Tag haben wir dann noch alle gemeinsam Freiburg touristisch erkundet.
Ein Highlight war definitv auch der Sonntag im Europapark. Der Eintritt wurde uns freundlicherweise von der Gemeinde finanziert und es war eine super Gruppenaktion. In der zweiten Woche haben wir auch zwei mal abends bei dem Tischtennisverein, der in der Sporthalle trainiert hat, mitgespielt und mehrmals Gruppenspiele wie Activity und sogar Improvisations-Theaterspiele gespielt.
Ein absolutes Highlight der zwei Wochen war die Ernährung bzw. die Bereitschaft der Teilnehmenden sich auf eine vegane Ernährung einzulassen.
Wir haben zu Beginn des Workcamps eine offene Gesprächsrunde zum Thema Ernährung initiiert und vorgeschlagen, es einfach mal mit dem Veganismus zu versuchen für die zwei Wochen. Und siehe da es hat wunderbar geklappt. Wir haben auch einige Ersatzprodukte gekauft, die von den Teilnehmenden sehr begrüßt wurden und „abgesegnet“.
Die Gerichte, die die Kochteams in den zwei Wochen produziert haben, waren auch alle sehr lecker und es schien keine größeren Schwierigkeiten bereitet zu haben, auf Fleisch zu verzichten. Unser Abschiedsessen für den Projektpartner und seine Frau am letzten Abend war auch komplett vegan und schien gemundet zu haben."
(Anna und Melina, Campleitungen)
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