Jessi und Charlotte haben im Rahmen eines Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) bzw. Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) im Team des Biosphärengebiets "Schwäbische Alb" mit gearbeitet. Teil ihres Freiwilligendienstes war die Koordination des internationalen Workcamps, das im März 2023 im Waldschulheim Indelhausen zu Gast war. Tim studiert Naturschutzbiologie und Nachhaltigkeitsmanagement und interessiert sich besonders für das Thema Umweltbildung (Lehrwanderungen) in Wäldern und Mooren. Er hat Jessi und Charlotte als Campleitungs-Trainee unterstützt.
Hier berichten euch die drei von ihren Erfahrungen als Campleitungsteam:
"Unser Workcamp fand vom 11.03. bis zum 24.03.2023 im Waldschulheim Indelhausen statt.
Indelhausen ist ein kleines Dorf im Südosten Baden-Württembergs, umgeben von der Schwäbischen Alb und hat sich als Ort herausgestellt, in dem sich alle kennen. Das Waldschulheim liegt am Rand des Ortes und gibt Einblick ins schöne Lautertal mit seinen zahlreichen Felsen und Burgen.
Mit den Einwohner*innen standen wir kaum direkt in Kontakt, dafür aber indirekt. Denn die ehemalige Volksschule und jetzt Waldschulheim bezieht all ihre Nahrungsmittel aus der Region. Im Gegenzug erledigten wir die Arbeiten, die für den Naturschutz benötigt wurden und hatten dabei eine Menge Spaß!
Wir, das sind Jessi, Charlotte und Tim, waren das Leitungsteam des Workcamps und haben zusammen mit 10 Internationalen aus Ländern wie beispielweise Japan, Hongkong und Spanien zwei Wochen gelebt, gearbeitet und einander besser kennengelernt.
Die Sprachbarriere, die uns zuvor einschüchterte, hatte sich als kleiner erwiesen, als wir dachten. Denn schon am ersten Tag konnten wir in der Gruppe ein Wir-Gefühl entstehen lassen, das die ganze Zeit anhalten sollte.
Jessi und Charlotte hatten zuvor die Online-Ausbildung zur Workcamp-Leitung durchlaufen, während Tim ein Jahr zuvor die Ausbildung in Präsenz abgeschlossen hatte. So waren wir unterschiedlich auf das Camp vorbereitet worden und kamen zu dem Schluss, dass die Präsenzausbildung näher am Alltag eines Workcamps war und man dadurch besser auf die Gruppe und das Zusammenleben vorbereitet wurde.
Dieses Camp war etwas Besonderes, denn anders als in anderen Camps war während unseres Aufenthaltes eine 7. Klasse einer Waldorfschule vor Ort, die ebenfalls mit uns arbeitete.
Hat es zu Anfang zwar noch Annäherungsschwierigkeiten gegeben, so wurde es im Laufe der Zeit immer entspannter zwischen den beiden Gruppen. Die Lehrer*innen waren eng mit uns im Austausch und halfen uns, dass dieses Camp gut funktionierte.
Am Vormittag war die Arbeit immer sehr vielfältig gestaltet. Es wurde ein Linienbus organisiert, der uns und die Schulklasse zu unseren Einsatzstellen im Wald oder auf die Wacholderheide brachte.
Unsere Arbeit war dort vor allem dem Naturschutz zuzuordnen, indem wir Flächen freischnitten oder auch mal den ein oder anderen Baum fällten.
Dabei arbeiteten wir oftmals, auf eigenen Wunsch, als interne IBG-Gruppe gemeinsam. Mit Äxten, Sägen und Scheren bewaffnet lichteten wir den Wald auf. Durch diese Maßnahmen erreicht nun mehr Licht den Boden und seltene Pflanzen, die diese sonnenbeschienenen Standorte brauchen, können nun dort wachsen, zum Beispiel die Bergkronwicke. Wächst erstmal eine Bergkronwicke, dann kann das - mittlerweile ebenfalls seltene - Bergkronwickenwidderchen dort seine Eier ablegen und sich vermehren. Das dabei entstandene Schnittgut verbrannten wir direkt im Anschluss in einem großen Feuer.
Auch der Boden auf der Schwäbischen Alb ist besonders; er ist kalkreich und nährstoffarm. Durch die Landwirtschaft, aber auch Industrie- und Motorabgase, sind viele Flächen stark mit Stickstoff angereichert. Diese Böden werden als nährstoffreich bezeichnet. Die Pflanzen, die mit Maßnahmen wie Wacholderheidenpflege, (die auch ein Teil unserer Aufgaben war,) geschützt und zum Wachsen animiert werden, können nur auf den, immer seltener werdenden, nährstoffarmen Böden überleben.
Nachmittags gab es dann unterschiedliches, durch das Waldschulheim organisiertes Programm, wie z.B. ein Ausflug zu einem regionalen Sägewerk, eine Lehrwanderung oder der Besuch des Haupt- und Landgestüts Marbach.
Ein weiterer Programmpunkt war eine geführte Tour durch den Truppenübungsplatz Münsingen, das Herz des Biosphärengebiets „Schwäbische Alb“ mit vielen Informationen zur Geschichte und den besonderen Tier- und Pflanzenarten der Region. Auch ein gemeinsamer Austausch mit der Schulklasse stand auf dem Programm, bei dem die Internationalen über den Wald und das Klima in ihrer Heimat erzählten, was sicherlich auch für die Schüler*innen sehr interessant war.
Neben den Programm-Punkten gab es aber auch Freizeit, die dazu genutzt wurde, gemeinsamen Aktivitäten wie Basketball und Tischtennis in der eigenen Sporthalle zu spielen oder gemeinsam auf Wanderschaft zu den nahegelegenen Burgen zu gehen. Wichtig für uns war: Alles kann, nichts muss. Wenn es mal jemanden zu viel war oder andere Ideen im Raum standen, haben wir miteinander kommuniziert und die Aktivitäten abgesprochen. Dadurch, dass wir zu dritt im Leitungsteam waren, konnten wir auch zwei oder drei Gruppen bilden, ohne dass jemand ohne Ansprechpartner*in war. So konnte die Kommunikation immer gewährleistet werden.
Das Waldschulheim stand uns zudem jederzeit mit Rat und Tat (und das auch in einem wirklich guten Englisch #dankeHeinz) zur Seite.
Unser Hauptansprechpartner, Elmar Birnbickel, kam uns sehr entgegen und war immer offen für Anregungen und Feedback. Auch für unsere Versorgung morgens, mittags und abends wurde hervorragend gesorgt, sodass wir keine eigenen Lunchpakete packen oder selbstständig kochen mussten. Auch Allergien und andere Besonderheiten wurden respektiert und immer bestmöglich beachtet.
Ein Highlight des Camps war der Restaurantbesuch mit der ganzen internationalen Gruppe, denn wir hatten drei Geburtstage zu feiern (ja, drei von zehn Menschen hatten in der ersten Woche Geburtstag :D).
Dort durften wir dann für alle Internationalen gleichzeitig Übersetzter*innen spielen. Die Teilnehmenden waren von der Speisekarte und den örtlichen Spezialitäten fasziniert, wobei niemand die Schnecken probieren wollte. Da am nächsten Tag Wochenende und somit Ausschlafen angesagt war, ging der Abend länger, wenn auch nur für diejenigen, die das wollten.
Rundum, hatten wir ein tolles Camp, die Teilnehmenden hatten eine Menge Spaß und wir können dieses Camp, aufgrund der vielen Planung durch das Waldschulheim insbesondere für Anfänger*innen in der Teamleitung, wärmstens weiterempfehlen!
Für uns selbst haben wir gelernt, dass die Nervosität zum Anfang meist größer ist, als sie sein müsste und es sehr hilfreich ist, sich bereits im Vorfeld mit den Teilnehmenden zu vernetzen (z.B. durch eine WhatsApp-Gruppe), damit sie schon mal Namen und Gesichter zu den Beschreibungstexten haben und beispielweise gemeinsame Anreisen planen können.
Am Anfang sind natürlich alle ein bisschen nervös und unsicher, da kann ein Ice-Breaker-Spiel mit dem eigenen Namen helfen den Druck rauszunehmen und schon zu Beginn Spitznamen festigen (#TigerTim). Und sobald das Camp erstmal gestartet ist, verfliegt die Zeit wie im Flug."
(Jessi, Charlotte und Tim, Campleitungs-Team)
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