06. Juli 2020

10 Jahre Freiwilligenarbeit in Workcamps

Sue nahm als Teenagerin an ihrem ersten internationalen Workcamp teil. Ihre Erfahrung in Estland motivierte sie, noch mehr Orte zu entdecken, und so begann eine bereits 10 Jahre alte Liebe zu Workcamps:

Warum hast du dich für ein Workcamp angemeldet?

Sue: "Als ich mich für mein erstes Workcamp in Estland anmeldete, war meine Motivation Neugier. Ich war 16 und wollte die Welt erkunden. Ich war noch nie in Estland gewesen. Also habe ich die Schule schon zwei Tage vor Ferienstart verlassen (ich weiß ... aber es hat sich gelohnt!) und bin nach Tallinn geflogen. Das war der Beginn eines Jahrzehnts Workcamp-Erfahrungen. 10 Jahre ist das schon her! Verrückt!

Ich hatte erwartet, neue Fähigkeiten zu erlernen, aber es war eher eine echte Flut neuer Eindrücke: Ort, Menschen, Arbeit, Sprache, Kultur, Essen, Lebensstil... Mit anderen Worten: Als ich nach Hause kam, habe ich sofort die nächsten Workcamp-Termine rausgesucht.

In den folgenden Jahren habe ich mich viel in Workcamps in Italien engagiert, weil ich Italien einfach liebe. Wir hatten dort oben in den Abbruzzi Bergen eine großartige Gruppe und Workcamp-Leitungen, an die ich heute noch denke, weil sie so großartige Arbeit geleistet haben. (Danke Rocco, danke Stephanie!)

In einem Workcamp im französischen Rosieres-des-Salines halfen wir in einem Pferde-Gestüt, in dem Frankreichs beste Pferde lebten, und abends sahen wir uns gemeinsam die Fußball-Weltmeisterschaft an, bei der sogar die britischen Freiwilligen die Daumen für Deutschland drückten, nachdem sie selbst keine Chance mehr hatten, zu gewinnen. Ein Workcamp in den USA war für mich dann der nächste Schritt und dieses Workcamp war eine der besten Erfahrungen meines Lebens."

Was hast du aus der Erfahrung mitgenommen?

Sue: "Vor allem habe ich viele neue Freunde gefunden. In diesen 2 bis 4 Wochen bist du den anderen Teilnehmenden und Einheimischen so nahe. Ihr arbeitet zusammen, ihr habt Spaß zusammen, manchmal nervt ihr euch auch gegenseitig. Mit anderen Worten: Ihr lernt euch in wenigen Wochen so viel besser kennen, als ihr es normalerweise im Alltag tun würdet. Das kann zu echten Freundschaften führen, die lange, wenn nicht sogar ein Leben lang halten.

2017 besuchte mich eine Freundin aus Hongkong in Deutschland, nachdem wir uns 6 Jahre zuvor in einem Workcamp kennen gelernt hatten. Sie hat mit mir und meiner Familie Weihnachten gefeiert und. Ihr bestes Geschenk: Sie hat zum ersten Mal in ihrem Leben Schnee gesehen. (Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen, als sie plötzlich morgens um 6 Uhr in meinem Schlafzimmer schrie: “ SCHAU DIR DAS AN! Das ist großartig! ”). Meine Familie hat in den letzten Jahren viele Workcamp-Gäste bekommen: Gäste aus Taiwan und Japan, Russland und Stuttgart.

Durch meine Workcamps habe ich außerdem gelernt - und das ist wahrscheinlich die wichtigste Erkenntnis meines Lebens bisher - dass die Welt so viele Erfahrungen zu bieten hat, dass man keine Angst haben muss, Chancen zu verpassen."

Was trägst du immer noch bei dir?

Sue:"Tatsächlich wurden die Erinnerungen, Geschenke, Fotos, Posts und Give-Aways im Laufe der Jahre immer mehr. Deshalb habe ich eine Schachtel, in der ich all die Dinge aufbewahre, die mich an die größten Momente in meinen Workcamps erinnern. Und natürlich bin ich sehr dankbar für soziale Medien, da es viel einfacher ist, mit Menschen in Kontakt zu bleiben, die man einmal in einem Workcamp getroffen hat.

Ich habe auch neue Kochkünste entwickelt. Ich habe gelernt, original süditalienische Panzerotti zu kochen, die einfach unglaublich sind! Das Erlernen von Kochkünsten brachte auch eine Erinnerung mit sich, die ich nicht geplant hatte: Ich habe eine Brandnarbe in meinem Gesicht und auf meinem rechten Arm. Beim Kochen mit viel Öl gab es eine Ölexplosion, die mein Gesicht so stark verbrannte, dass ich von einem italienischen Feuerwehrmann und Arzt versorgt werden musste. Aber ich wollte nicht früher nach Hause fliegen, also beschloss ich, dort im Camp zu bleiben. Die anderen Freiwilligen haben mir geholfen, die Arbeit zu erledigen, und sie haben die Tatsache ignoriert (und viele Scherze darüber gemacht), dass ich fast 2 Wochen lang nicht duschen konnte. Es war trotz des Unfalls ein richtig tolles Camp.

Ich kann also sagen: Jetzt habe ich nicht nur eine Liste mit Orten, die ich besuchen möchte, sondern auch eine mit Orten, die ich erneut besuchen möchte."

Dieser Text wurde im Original in Englisch verfasst, die Originalversion findest du hier.

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