Wenn ihr euch für das Thema Umweltschutz und Klimaschutz interessiert, ist euch der Begriff 'Biodiversität' sicher schon einmal begegnet. Biodiversität, das bedeutet einerseits Artenvielfalt, also die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten. Aber auch, dass es innerhalb einer Art genetische Vielfalt gibt. Ein dritter Aspekt sind biologisch vielfältige Lebensräume, unterschiedliche Ökosysteme also, wie zum Beispiel Wälder, Moore, Seen, Wüsten, Grasland, Küsten...
Die Dinge, die für uns im Leben selbstverständlich sind, existieren so nur durch biologische Vielfalt.
Dass wir Menschen die Natur zum Überleben brauchen, ist offensichtlich: Ohne Pflanzen, die die Energie des Sonnenlichts speichern, hätten weder Tieren noch Menschen Nahrung. Ohne die unterschiedlichsten Heilpflanzen gäbe es viele moderne Arzneien und Medikamente gar nicht. Bakterien und viele andere Lebewesen im Boden versorgen Pflanzen mit Nährstoffe, sodass diese überhaupt wachsen können.
Müssen die Arten und die Ökosysteme, in denen sie leben, aber zwingend vielfältig sein? Könnten wir nicht auch mit ein paar Millionen weniger Arten und weniger unterschiedlichen Lebensräumen gut leben? Mit unserem aktuellen Wissensstand scheint das schwer vorstellbar. Die Nährstoffkreislaufe und Nahrungsketten in den jeweiligen Ökosystemen bleiben im Gleichgewicht durch das Zusammenspiel der Arten, das sich über Milliarden Jahre entwickelt hat.
Je weniger Artenvielfalt es gibt, desto anfälliger sind Ökosysteme für Störungen oder Veränderungen.
Eine große Veränderung ist aktuell die Klimaerwärmung. Und gerade dabei helfen uns auch ausgeglichene Ökosysteme dabei, die Erwärmung zu verlangsamen: Wälder, Moore und Ozeane nehmen das CO2 aus der Atmosphäre auf und speichern es. Nicht zuletzt hängen viele Wirtschaftszweige, wie Land- und Forstwirtschaft oder die Fischerei, und auch der Tourismus direkt von funktionierenden Ökosystemen ab.
Wie direkt wir in unserem Alltag von Arten abhängig sind, denen wir oft wenig Beachtung schenken, wird deutlich, wenn wir uns fragen, woher unser Obst und Gemüse kommt: "Von den 107 weltweit am häufigsten angebauten Kulturpflanzen werden 91 in unterschiedlichem Ausmaß bestäubt" schreibt der NABU. Ohne Insekten wie Bienen oder Schmetterlinge, die Blüten bestäuben, hätten wir also keine Erdbeeren oder Äpfel, weder Tomaten noch Kaffee.
Immer mehr Pflanzen- und Tierarten weltweit verschwinden.
2019 waren laut eines UN-Berichts ca. eine Million der geschätzten acht Millionen Tier- und Pflanzenarten, die derzeit weltweit bekannt sind, vom Aussterben bedroht. Zwar werden immer noch jedes Jahr neue Arten entdeckt, allerdings verschwinden zeitgleich weit mehr.
Gründe dafür sind insbesondere industrielle Landwirtschaft mit intensiven Monokulturen, die Rodung von Wäldern und Trockenlegung von Mooren für Landnutzung oder Bebauung, die übermäßige Nutzung von Ressourcen (z.B. durch Jagd und Überfischung), Verdrängung durch invasive Arten, Umweltverschmutzung und der Klimawandel. Wir Menschen vernichten weltweit täglich Lebensräume und Ressourcen. So tragen wir zu einem Verlust an Biodiversität bei, der sich in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter beschleunigt hat.
Das könnt ihr tun, um Biodiversität zu schützen
Ihr könnt in eurem Alltag mit kleinen Schritten viel für biologische Vielfalt und gegen das Artensterben tun:
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Konsumiert bewusst und nur das, was ihr benötigt: Fragt euch, woher Dinge kommen, die ihr kauft. Vermeidet schon beim Einkauf unnötige Verpackungen, die direkt im Müll landen würden. Versucht euch an Upcycling für Kleidung, Möbel, Flaschen oder Verpackungen. Kauft nur so viel Essen, dass ihr nicht die Hälfte ungegessen wegwerfen müsst.
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Gebt Tieren und Pflanzen vor eurer Haustür mehr Lebensraum: Baut in eurem Garten Nisthilfen für Wildbienen und andere Wildtiere. Lasst Laubhaufen, Baumstümpfe und Äste für Igel und Insekten liegen. Säht heimische Wildblumen. Schneidet Hecken nie im Frühjahr, sodass Vögel dort ihre Nester bauen können. Sorgt dafür, dass Stadtbäume genug Wasser bekommen.
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Schützt das Klima durch weniger Emissionen: Vermeidet Flugreisen, wenn ihr unterwegs seid. Fragt euch, woher euer Strom kommt. Und macht euch Gedanken über euer Essen: Je ökologischer angebaut und je regionaler gekauft, desto besser für die Umwelt und Artenvielfalt sind eure Lebensmittel. Auch wer weniger Fleisch und Fisch konsumiert, hat einen positiven Einfluss auf Umwelt und Klima.
Letztendlich können wir als einzelne Personen aber immer nur einen winzigen Teil der Welt ändern. Also sprecht mit euren Freund:innen und Bekannten darüber, warum euch das Thema Biodiversität wichtig ist. Und beteiligt euch an politischen Entscheidungen - sei es durch Petitionen, Aktivismus oder euer Kreuz bei einer Wahl - und fordert die notwendigen Rahmenbedingungen ein.
Artenschutz in Wäldern und Mooren
In vielen unserer Freiwilligenprojekte setzen wir uns direkt für den Schutz von Biodiversität ein. Die Freiwilligen unseres Workcamps am Kniebis unterstützen beispielsweise den Forstbetrieb Mittlerer Schwarzwald dabei, den Lebensraum des Auerwilds zu verbessern. Das Auerwild in Deutschland hat als sogenannte 'Schirmart' eine besondere Bedeutung: Durch den Schutz des Auerwilds werden - wie durch einen Regenschirm - weitere Arten mitgeschützt. Indem der Lebensraum des Auerwilds verbessert wird, können also viele andere Tiere und Pflanzen ebenfalls besser (über-)leben.
In weiteren Workcamps arbeiten wir an der Renaturierung der Hochmoore im Nationalpark Hunsrück-Hochwald oder gehen im Schwarzwald gegen invasive Pflanzenarten vor. Auch viele unserer Partnerorganisationen im Ausland engagieren sich mit internationalen Freiwilligen in Renaturierungsmaßnahmen, Aufforstungsprojekten oder dem Schutz bestimmter Tierarten.
Engagiere dich mit IBG für Biodiversität in Wäldern und Mooren
Unter dem Motto "Let's take action for climate protection' setzen wir uns seit 2022 sowohl in unseren Camps, als auch in unserem hauptamtlichen Team und mit unseren ehrenamtlichen Gruppenleitungen und Teamer:innen mit dem Thema Klimaschutz in Wald und Moor auseinander. Bist auch du dabei?